Mittwoch, 28. September 2016

Der Keltische Ring

Ein Thriller der besonderen Art

Klappentext: „An einem stürmischen Abend hilft Segler Ulf dem Finnen Pekka beim Festmachen seines Katamarans. Daraufhin übergibt Pekka ihm sein Logbuch, welches von einem mysteriösen Bund handelt: dem „Keltischen Ring“. Ulf beschließt, dieses Geheimnis zu ergründen und die Route des Skippers nachzufahren. der waghalsige Törn entlang der schottischen Küste wird bald zu einer lebensbedrohlichen Gefahr.“

Nicht im Entferntesten kann dieser Klappentext dem potenziellen Leser vermitteln, womit er es bei der Lektüre dieses Buches zu tun bekommt. Denn der schwedische Krimiautor und Universitätsprofessor schreibt hier nicht nur einen spannungsgeladenen Thriller, er zieht den Leser zugleich in seine eigene Welt hinein. Denn der Autor ist leidenschaftlicher Segler, der während des Sommers auf seinem Boot in Dänemark wohnt. Sein Protagonist Ulf lebt ständig auf seinem Boot, mit dem er nach Dänemark übergesiedelt ist, während er in Schweden arbeitet. Und so pendelt er ständig mit der Fähre zwischen dem Liegeplatz seines Bootes und der Arbeitsstelle hin und her. Die Geschichte des Keltischen Rings beginnt während einer solchen Überfahrt, auf der Ulf mit einem gewissen McDuff ins Gespräch kommt. Ein irgendwie merkwürdiges Gespräch, erzählt Ulf seinen Lesern, das eine besondere Bedeutung erhält, als er im aktuellen Heimathafen seiner Rustica, dem dänischen Dragör, besagtem Pekka beim Festmachen seines Katamarans behilflich ist.

Etwas verschrobene aber sympathische Protagonisten

Die Ereignisse veranlassen Ulf, der mit seinem Boot schon längst einmal weltreisend dem Alltag entfliehen wollte, Segel zu setzen, um der Route zu folgen, die Pekka in seinem Logbuch, mit mysteriösen Anmerkungen angereichert, vorgezeichnet hat. Mit seinem kurzfristig mobilisierten Freund Torben, einem wandelnden Lexikon und Lebenskünstler macht er sich mitten im Winter auf den Weg – Kurs Schottland. Entsprechend der Jahreszeit sind natürlich auch die Wetterbedingungen, aber Ulf ist tatsächlich ein erfahrener Segler und versetzt das eine oder andere mal sogar gestandene Berufsschiffer mit seinen überstandenen maritimen Abenteuern und gewagten Manövern  in Erstaunen. Und auch dem Leser, der die Segeltörns hautnah miterlebt, verlangt der Skipper einigen Respekt ab. Keine Frage, beide Protagonisten sind ein wenig verschroben. Aber sie haben so gar nichts gemein mit den körperlich und psychisch oft so schrecklich kranken Kommissaren der deutschen und eben auch schwedischen Kriminalromanwelt, bei denen die ausführliche Darstellung der Gebrechen zu Lasten der Action und Spannung geht und das Gemüt der Leser über Gebühr belastet.

Vorstoß in das keltische Herz Schottlands

Trotz Seekarten und Können, reisen Ulf und Torben ins Ungewisse, den sie sind, zunächst aus Neugier, einer grandiosen nationalistischen Verschwörung auf der Spur. Irgendwann kommen sie aus der Nummer nicht mehr heraus und sie werden zu Gejagten, bei denen neben McDuff auch eine mysteriöse Frau eine zentrale Rolle spielt. Wem immer die beiden auch begegnen, niemand scheint zu sein, was er vorgibt. Letztendlich sind Ulf und Torben auf sich allein gestellt und sie treten die Flucht nach vorn an – mit unerwarteten Konsequenzen.
Es ist ein wahrlich faszinierender Gegensatz, aus dem Björn Larsson da gekonnt den Spannungsbogen konstruiert: Einerseits das dem Touristen vertraute, beschauliche Schottland mit seinen freundlichen Menschen, dem malerischen Loch Ness, den schroffen und einzigartigen Inseln und den versteckten Burgruinen, die ihre jahrhundertealten Geheimnisse auf schwer zugänglichen Inseln in den schwer zu besegelnden Meeresarmen der schottischen Westküste bis heute zu bewahren scheinen. Und mittendrin in dieser Idylle die latent vorhandene tödliche Bedrohung durch offensichtlich rivalisierende Untergrundbewegungen, die sich den beiden Seglern selbst bei „harmlosen“ Burgbesichtigungen offenbart.

Auch als Reiseführer geeignet

Sicher ist die Geschichte, die Björn Larsson seinen Protagonisten Ulf erzählen lässt, Fiktion. Aber diese Fiktion ist sorgfältig recherchiert, auch dort, wo es um die mythologischen und historischen Hintergründe zu den Kelten geht. Auch die Beschreibung der Gewässer, der seglerischen Herausforderungen und der teilweise sehr gewagten Segeltörns selbst hinterlassen den Eindruck profunder theoretischer Kenntnisse und praktischer Erfahrungen. Die Geschichte ist dicht, authentisch und spannend. Und so wird der Leser möglicherweise geneigt sein, bei seinem nächsten Schottlandurlaub die Route des inzwischen tatsächlich auf Weltreise befindlichen Protagonisten nachzuvollziehen und die Orte des Geschehens aufzusuchen (Eine Karte dazu findet sich übrigens auf der Umschlaginnenseite). Es ist ziemlich sicher, dass er dabei auch auf Typen wie McDuff und andere trifft, die ihm im Roman Der Keltische Ring begegnen.

Björn Larsson: Der Keltische Ring. Unionsverlag 2016. Taschenbuch 381 Seiten

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