Donnerstag, 3. November 2016

Dampfer, Kümos und Containerschiffe

Fotografien am Nord-Ostsee-Kanal von 1960 bis 2015

Gleich mehrere Veränderungen im Gegensatz zu seinen Vorgängern prägen den Band 6 der Reihe Schifffahrt und Fotografie des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM). Mit dem langen Betrachtungszeitraum, durch den das Buch gleich mehrere Epochen der Schifffahrt veranschaulicht. Nach der Seeschifffahrt und dem Hafenleben wird nun mit dem Nord-Ostsee-Kanal eine Wasserstraße thematisiert. Die Bilder des vorliegenden Bandes stammen nicht von einem Berufsfotografen, sondern vom ehemaligen Leiter des Wissenschaftlichen Archivs des DSM, Klaus-Peter Kiedel und dem ehemaligen Leiter der DSM-Bibliothek und Schifffahrtshistoriker Arnold Kludas. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass den Fotografen eine Vielfalt unterschiedlicher Wasserfahrzeuge vor die Linse geschwommen ist. Und das nicht nur wegen des langen Beobachtungszeitraums. Immerhin ist die Verbindung zwischen Hamburg und Kiel heute die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt und trotz der Gebühren im Vergleich zur Umrundung Skagens die in der Regel zeitsparendere und sicherere Option. Und so wurden im Laufe der Jahre Seebäderschiffe und Passagierliner, Kreuzfahrer und Kriegsschiffe, Bulkcarrier, Tanker, Liberty Frachter und Forschungsschiffe, Kümos, Feeder und Fähren und viele mehr bei ihrer Kanalpassage abgelichtet. Nicht zu vergessen die Arbeitsboote wie Lotsenversetzer, Barkassen oder Schlepper. Und nicht zuletzt nutzen den „Graben“ natürlich auch die Freizeitskipper.

Was so alles durch den „Graben“ fuhr und fährt

Es ist also ein  breites Spektrum und ein spannender Querschnitt durch Schifffahrtsgeschichte seit den sechziger Jahren, das einem mit den gut ausgewählten Fotos geboten wird. Da präsentiert sich mit der Continental IV einer der in den sechziger Jahren üblichen Drei-Insel-Tanker oder mit dem heruntergekommenen Liberty-Frachter Alaska ein in den sechziger Jahren noch häufig anzutreffender Veteran aus dem 2. Weltkrieg, ein, der als Einheitstyp immerhin in einer Auflage von mehr als 2700 Stück gebaut wurde. Auch Deutschland hatte seinen Einheitstyp, „Hansa A“, die dem Leser mit der ehemaligen Wilhelmshaven der Hamburg-Amerika-Linie unter dem Namen Korsun Shevchenkovsky begegnet.

Gut ausgewählte Fotos, gute Texte

Es ist ein angenehmes Wechselspiel der Gefühle, wenn sich der Betrachter Seite für Seite mit dem ganzen Spektrum schiffsbautechnischer Schöpfungen zwischen elegant, skurril und gelegentlich auch hässlich konfrontiert sieht, gelegentlich in Erinnerungen schwelgen, aber auch die zweckmäßige Ästhetik der modernen Container und Spezialschiffe auf sich wirken lassen kann. Der Abriss der Geschichte des Kanals ist kurzweilig geschrieben und informativ. Gleiches gilt für die Bildbeschreibungen, die trotz ihrer zwangsläufigen Kürze, gut lesbar formuliert, eine Fülle an wesentlichen Informationen zum jeweiligen Schiff und dazugehörige historische Hintergrundinformationen liefern. Ein gelungenes Buch.

Klaus-Peter Kiedel/Arnold Kludas: Dampfer, Kümos und Containerschiffe. Fotografien am Nord-Ostsee-Kanal von 1960 bis 2015. Oceanum Verlag 2016. Hardcover 95 Seiten.

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