Mittwoch, 26. April 2017

Mit dem Kombischiff nach Rio und Fernost

Hamburg Süd, HAPAG und NDL 1950-1968

Keine zwanzig Jahre dauerte die Zeit der Kombischifffahrt von Hamburg Süd, HAPAG und NDL nach dem 2. Weltkrieg. Bereits 1951, zu einer Zeit, als die deutsche Seeschifffahrt ihren Neustart noch unter erheblichen Schwierigkeiten bewältigen musste, begann die Hamburg Süd mit ihrem ersten Neubau, dem Kombischiff Santa Ursula, nach zwölf Jahren Unterbrechung wieder ihren Südamerikadienst. Im Januar 1954 absolvierte der erste Kombischiff-Neubau des Norddeutschen Lloyd, die Schwabenstein ihre Werftprobefahrt und im April 1954 unternahm der Kombiliner Hamburg der Hapag ihre Jungfernfahrt. Diese und jeweils zwei weitere Schiffe der beiden Reedereien bedienten den gemeinsamen Ostasiendienst. In ihrem Buch  Mit dem Kombischiff nach Rio und Fernost Harald Focke und Frank Scherer die Geschichte der letzten deutschen Kombischiffe.

Eintauchen in die Nachkriegsgeschichte

Die Geschichte der deutschen Nachkriegskombischiffe ist geprägt von persönlichen Vorlieben der Reeder, Traditionsbewusstsein und wirtschaftlichen Entscheidungen. All diese Faktoren in Zusammenhang mit den Nachkriegsbedingungen und der technologischen Entwicklung machen die spezifischen Charaktermerkmale der Kombiflotte aus. Den Autoren gelingt es in ihrem Buch durch zeitgenössische Auszüge aus Medien, Zitate von Kapitänen, Reedern und Mannschaftsmitgliedern  den Leser in die damalige Zeit zu versetzen und durch entsprechende Hintergrundinformationen die Persönlichkeit der Schiffe herauszuarbeiten. Dabei sparen die Autoren auch nicht mit technischen Informationen, Decksplänen und Schiffsrissen und – wie bei den Oceanum-Bänden üblich – mit teils bislang unveröffentlichten historischen Fotos.

Von der (Schiffs) Wiege bis zur (Abwrack) Bahre

Dass sich die Autoren in ihrem Buch auf die Schiffe der Hamburg Süd, HAPAG und NDL konzentrieren, sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch andere deutsche Reedereien in der anfangs zwar prestigeträchtigen, generell aber nicht mehr wirtschaftlichen Passagierbeförderung auf Frachtschiffen versucht hatten. Die jedenfalls fand spätestens mit dem Einzug der Container mit ihren passagierunfreundlichen komplexen logistischen Veränderungen sowie der zeitlich und wirtschaftlich unschlagbaren Konkurrenz der Luftfahrt ihr Ende. Ein interessantes Buch, das bei älteren Seefahrtsbegeisterten Erinnerungen wachruft und für alle Leser mit spannenden Hintergrundinformationen über die jeweils spezielle Entstehungs- und Ausstattungsgeschichte der Kombiliner aufwartet. Die Autoren begleiten in ihrem Buch jedes einzelne der 12 vorgestellten Schiffe von der Bau- bis zur Abwrackwerft. Denn mit dem Ende der Kombischifffahrt der drei Reedereien war natürlich noch längst nicht das Ende der Schiffe selbst gekommen. Als letztes Schiff der vorgestellten Serien wurde die Santa Ursula der Hamburg Süd 1982 in Indien abgewrackt.

Harald Focke, Frank Scherer: Mit dem Kombischiff nach Rio und Fernost. Oceanum Verlag 2017. Hardvover, 88 Seiten.

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